Karneval 2008

Hier finden Sie die Predigt und Bilder vom Karneval 2008


 


Obwohl wir versammelt sind im heiligen Raum,
möchte’ ich doch mit euch reden – als der Clown,
der meistens vieles schon recht heiter sieht, -
doch manchmal ist auch er durchaus betrübt.

Denn hinter seiner frohen, - lustigen Maskerade
- und wäre es anders, dann wär’s sehr schade -
sich ein Mensch halt verbirgt wie du und ich,
der kritisch-fragend betrachtet – nicht nur sich.

Ein Mensch, der in unsere Welt rein schaut
und lachen kann, wo mancher gar nur staunt,
wie die Menschen werkeln oder auch rackern,
um vermeintlich Ehre und Ruhm zu ergattern.

Der natürlich – so, wie halt jedermann,
ohne dies und das nicht leben kann –
und der letztlich uns doch hat voraus,
daß er sich niemals baut ein Kartenhaus.

Ein Haus, das durchaus ja mag gut aussehen,
doch Lebens-Stürmen nicht kann widerstehen.
Das Jammern und Klagen wird dann ungehemmt,
doch wie soll etwas bestehen – ohne Fundament?

Der Clown – von dem wir stets erwarten,
daß er uns ständig bringt zum Lachen,
weil die Sonn’ ihm unaufhörlich scheint -
und der keinen Grund hat, daß er weint.

Wir möchten gern in seine Rolle schlüpfen
und unentwegt dann tanzen, lachen, hüpfen,
um zu entfliehen des Lebens harter Realität,
die uns nicht selten beutelt und auch quält.

Doch wenn wir schon nur die hellen Seiten sehen
- und meinen, immerfort im Mittelpunkt zu stehen -
umbraust von lautem Beifall, tosendem Applaus,
bedenkt: - auch für ihn gehen mal die Lichter aus.

Dann steht er still und alleine hinter den Kulissen,
zwischen Freude und Einsamkeit vielleicht zerrissen,
weil er doch beständig leben muß in zwei Welten,
in denen die Gesetze von Licht und Schatten gelten.

Wenn er äußerlich froh muß in die Manege,
damit er die Menschen zum Lachen anrege,
dann wird er von niemand wohl gefragt,
ob er innerlich nun froh ist – oder klagt.

Es gehört einfach nun mal zu seinem Wesen,
zu lachen – damit die anderen dran genesen -
und sie so kommen aus ihrem inneren Frust
und sehen – das Leben macht auch Lust:

Es anzupacken – und sogar es zu bestehen,
- und das Mut macht, neue Wege zu gehen -
heraus aus vielen festgefahrenen Gleisen
und dabei gar selbst sich was zu beweisen.

Zu lernen – und es dann auch durchzuführen,
nicht nur nach Lob von anderen zu gieren –
sondern anzufangen – und dann konsequent,
zu bauen am soliden eigenen und Fundament.

Erst dann werden wir langsam zum richtigen Clown,
auf den andere vielleicht mit Bewunderung schau’n,
weil wir es so sicher und immer besser schaffen,
ohne unterzugehen – zu weinen und zu lachen.

Denn der ist absolut kein Clown – vielmehr ein Narr,
der wirklich meint – er könnt’ lachen das ganze Jahr.
Der versteht ganz sicher nichts vom Menschen-Leben,
denn es bringt nunmal neben Sonne auch viel Regen.

Wer dazu glaubt, er wäre wirklich dann nur „wer“
- und dabei nachläuft dieser völlig faulen Mähr -
daß Ansehen, Macht, Besitz und Geld nur zählt,
der hat sein Lebensziel eindeutig falsch gewählt.

Denn d a s sollten von den Clown’s wir lernen,
in unserm Innersten einen Schatz zu bergen,
der un-abhängig ist und stets dazu es bleibt,
von Dunkel, Licht und Trauer oder Heiterkeit.

Nur so kann letztlich es uns dann gelingen,
bei all den vielen wechselhaften Dingen,
die uns das Leben schenkt – oder auch nimmt,
wirklich d i e zu bleiben, die wir nun mal sind.

Wir werden singen, lachen, tanzen, weinen,
auch da, wo die anderen womöglich meinen,
wie kann der nur – was soll denn diese Schau,
in Wahrheit sind wir dann durchaus ein Clown,

weil wir uns eben nicht an einem Stück verstellen
- und wenn m a n bellt, mit all den andern bellen -
sondern aus Überzeugung – ja, von innen heraus -
damit zeigen, wie e s „bestellt“ ist - unser Haus.

Mag durchaus sein, daß auf den ersten Blick,
so mancher uns dabei hält für total ver-rückt.
Mit der Zeit werden sie schon respektvoll schau’n,
weil sie halt merken: - der ist ja ein echter Clown,

der nicht wegläuft vor dem, was der Alltag ihm bringt,
der ständig mit sich kämpft und damit ebenso ringt,
sein Leben zu bestehen, so wie es halt nun mal ist:
in dauerndem Wechsel zwischen Dunkel und Licht:

Ein Clown, der lachen und weinen und still sein kann,
der aufmuntert, zuhört und ebenso auch tröstet dann,
ohne dabei sich zuerst einmal selbst zu sehen
und ohne den eigenen Gefühlen nachzugehen.

Vielleicht konnt’ ich so heute – als euer Clown
erreichen – auf einiges mal anders zu schau’n,
zu lassen, was wir oft verfolgen so vehement –
und als Clown zu bauen ein festes Fundament,
von dem aus wir dann unser Leben meistern –
und mit anderen weinen, lachen - sie begeistern.

 

Gebet eines Clowns
(aus Guatemala)

Herr, ich bin ein Clown,
aber ich liebe dich.
Ich liebe dich gewaltig,
geradezu verrückt,
weil es meine einzige Art ist,
dich zu lieben,
denn ich bin ein Clown.
Es ist schon lange her,
dass ich von deiner Hand ausging -
und eines Tages
werde ich zu dir zurückkehren.
Meine Taschen sind leer,
meine Blumen verwelkt und verblasst,
aber mein Herz ist noch in Ordnung.
Mich erschreckt meine Armut,
aber mich tröstet deine Zuneigung.

Ich bin vor dir
wie ein zerbrochener Krug,
aber du kannst aus den Scherben
ein anderes Gefäß formen,
das dir gefällt.
Herr, nimm das Geschenk
meiner Dunkelheiten.
Mein Leben
ist wie eine Flöte - voller Löcher.
Aber nimm sie
in deine göttlichen Hände
und lass deine Musik
durch mich erklingen.
Lass sie ankommen
bei meinen Brüdern und Schwestern
und als Rhythmus und Melodie
ihren Weg begleiten -
als Ermutigung und Freude
für ihre müden Schritte ... !

 

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