Reisebericht 2001 Michael

St. Petersburg 2001 (8. – 18. September)
(Versuch eines – kurzen – Reiserückblicks von Pfr. Michael Schaefer aus Lebach)


Inzwischen ist es eine gute Tradition geworden und so war es am 8. September 2001 wieder soweit: Von Lebach ging es zunächst nach Luxembourg und dann von dort über Frankfurt für elf Tage zum viertenmal nach St. Petersburg.
Mit mir war diesmal Marc Naumann unterwegs, dem ich viel über St. Petersburg erzählt hatte und der mal selbst erleben und herausfinden wollte, was denn der Grund dafür sei, dass ich so von dieser Stadt im fernen Russland schwärme und immer wieder von ihren Straßenkindern berichte.
Nachdem Mascha (mit Familie) mir bei den beiden letzten Besuchen eine hervorragende Gastgeberin war, lag es diesmal an Marina und Natascha, Marc und mich zu beherbergen, was ihnen natürlich bei der überschwenglichen russischen Gastfreundschaft auch glänzend gelungen ist.
Hauptziel meiner / unserer Reise war wie jedes Jahr natürlich „Bereg“, das ich durch die Spenden, die ich bekomme, seit zwei Jahren ganz finanzieren kann und das dadurch auch ein wenig „mein“ Projekt geworden ist. Daher war es natürlich naheliegend, dass wir die überwiegende Zeit in „Bereg“ waren oder diese bei verschiedenen Aktivitäten mit den „Bereglern“ verbracht haben.
Unsere Wege (mit Julia, die uns eine liebe und ausgezeichnete Begleiterin und Dolmetscherin war - und des öfteren auch mit Margarete) führten uns ebenso in die Heime in Pawlowsk und Peterhof, ins „Lazarett“, in das „Graphik-Design-Studio“, zum Training unserer Jungen in der Sportschule sowie in unser Perspektiven-Büro.
Für mich selbst waren es wieder ungeheuer viele Eindrücke – sehr erfreuliche, aber auch ungeheuer bedrückende. Und Marc war häufig „sprachlos“, weil die gegensätzlichsten Eindrücke zum erstenmal auf ihn einstürmten. Das umso mehr, da ich und Julia ihm mit den entsprechenden Besichtigungen natürlich auch die „strahlenden“ und sehr schönen Seiten von St. Petersburg und Umgebung zeigen wollten.
Wie in jedem Jahr war ich wieder tief beeindruckt von all dem, was in den Einrichtungen und Projekten geleistet wird, die „Perspektiven e.V.“ in und um St. Petersburg unterhält und betreibt. Immer wieder neu bewundere ich den Einsatz aller, die für und mit uns arbeiten – oder sollte ich nicht besser sagen: die für „unsere Schützlinge“ und damit auch für uns „ihren Dienst tun“.
Es ist für mich immer wohltuend und ermutigend zu sehen und zu erleben:
mit wieviel Ausdauer und Einsatzbereitschaft unsere „guten Geister“ im Perspektiven-Büro „einfach da sind“;
wie im Kinderheim in Pawlowsk die Arbeit immer mehr Früchte trägt und das „Klima“ sich spürbar ändert;
wie im Heim für die Erwachsenen in Peterhof (das ich zum erstenmal besucht habe und das auch ich zuerst einmal „verarbeiten“ mußte), schon nach kurzer Zeit unser Einsatz nicht mehr wegzudenken ist;
wie die Verantwortlichen im „Lazarett“ sich einsetzen und nun an einem neuen Konzept für den „Medpunkt“ arbeiten;
Dabei freut es mich und Marc natürlich, dass wir bei unserem Besuch im „Lazarett“ etwa drei Stunden zusammen mit Alexei und Margarete überlegen und neue Ideen sammeln und entwickeln konnten.
mit welcher Energie unsere Jugendlichen sich im „Graphik-Design-Studio“ in die „Geheimnisse“ der Computerwelt einarbeiten;
mit wieviel Begeisterung „unsere Jungs“ mit Rasim trainieren und wie eisern dieser sein Sportstudium absolviert;
mit welchem Elan Irina sich anschickt, einen Beruf zu erlernen;
wie zielstrebig Julia nach ihrer Entlassung aus „Bereg“ in Deutschland ihr „Freiwilliges soziales Jahr“ gemeistert hat und die nun Sozialpädagogik oder Jura studieren will;
und wie die vielen anderen „Bereg-Kinder“ ihren guten Weg gehen;
mit welcher Geduld und Liebe die Betreuer in „Bereg“ Tag für Tag versuchen, den Jugendlichen ein „zu Hause“ zu geben und ihnen helfen, Schritt für Schritt eigenständig und für sich selbst verantwortlich zu werden;
und wie nicht zuletzt Margarete der hilfsbereite „gute Geist“ all dessen ist, was da geschieht und die stets zur Stelle ist, wenn es mal wieder irgendwo „brennt“ – und bei der letztlich alles „zusammenläuft“;
Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere gesamte Arbeit in Russland, sei dies nun mit den Straßenkindern in „Bereg“ oder im „Lazarett“, sei es mit unseren Behinderten in Pawlowsk oder Peterhof oder eben auch der Einsatz in den Familien, die wir unterstützen, äußerst sinnvoll und solide ist und dass all dies auf einem stabilen und tragfähigen Fundament aufgebaut ist.
Natürlich weiß auch ich, dass noch so vieles nötig und sinnvoll wäre. So träume ich auch immer noch von einer größeren Wohnung für „Bereg“ mit vielleicht sogar ein wenig mehr Komfort. Aber genauso gut weiß ich, dass die finanziellen Mittel von „Perspektiven e.V.“ nun mal klar begrenzt sind und dass damit unsere Arbeit fest umschriebene Grenzen hat, was sicher auch durchaus positiv sein kann.
Um aber das Wünschenswerte und Sinnvolle mit dem „Machbaren“ vor allem für „Bereg“ in Einklang zu bringen und finanziell abzusichern, das ist eine der „Hausaufgaben“, die ich mit Marina und Margarete (und diesmal zusätzlich mit Marc) bei meinen Besuchen in St. Petersburg zu erledigen habe.
Vielleicht darf ich das als „Außenstehender“ einmal sagen – und dies vor allem als Dank und Anerkennung für all diejenigen, die „vor Ort“ arbeiten: Wir können und dürfen alle gemeinsam ganz sicher stolz sein, auf das, was wir in unseren Einrichtungen und Projekten schon lange und täglich neu leisten!
Wie sagte doch Marc beim Rückflug in Frankfurt, als ich ihm zwar glücklich, aber auch erschöpft sagte, dass mir „Petersburg manchmal doch ‚zu stramm‘ wird“: „Es gibt wohl nichts, bei allem, was du tust, was sinnvoller wäre, als dieser Einsatz“ - und das gilt bei ihm ganz sicher für uns alle! Es gäbe noch viel zu „sagen“, aber nun ist Schluß und ganz liebe Grüße,
Michael Schaefer
Straßenkinder St. Petersburg
Konto-Nr. 50540200 / BLZ 59393000
levoBank - Lebach