Reisebericht 2007

St. Petersburg 2007 – ein Start mit Hindernissen
und doch eine gelungene Reise trotz mancher Sorgen
Rückblick auf unsere Reise vom 27. Oktober – 6. November 2007 zu den Straßenkindern
im Heim „Bereg – Das Ufer“ von Pfr. Michael Schaefer – Caritas-Krankenhaus Lebach

 

Wenn es auch die neunte Reise nach St. Petersburg war und wir meinten zu wissen „wie es geht“, so mussten wir uns doch vom Gegenteil überzeugen lassen, denn im Vorfeld gab es einige „Turbulenzen“. Es zeigte sich sehr bald, dass die „Reiseerleichterungen zwischen der Russischen Föderation und den Ländern der Europäischen Union“ mehr Holpersteine als Erleichterungen waren. Nachdem wir den ersten Reisetermin um ganze vier Wochen verschieben mussten, weil es uns leider nicht gelungen war, unser Visum rechtzeitig zu bekommen, konnten wir am Morgen des 27. Oktober doch endlich starten.
In einem knapp dreistündigen Flug ging es nonstop von Frankfurt nach St. Petersburg und Marc und ich hatten genügend Zeit, über unsere Arbeit mit den Straßenkindern zu reden und Pläne zu schmieden. Dabei stand ein Thema im Mittelpunkt, das uns beide keineswegs erfreute, denn zu diesem Zeitpunkt stand es um die Finanzen für das laufende Jahr nicht so wirklich beruhigend.
Es mussten laut unserem gemeinsam mit der Heimleiterin Marina erstellten Haushaltsplan für „Bereg“ im Jahr 2007 nahezu 56.000, -- € aufgebracht werden, die bis zu diesem Zeit-punkt auch schon gezahlt waren. Dies war jedoch nur möglich, weil es aus „guten“ Jahren ein finanzielles Polster gab. Denn bis dahin waren erst ca. 40.000, -- € an Spenden einge-gangen und somit fehlten rd. 15.000, -- €, was mir doch einiges Kopfzerbrechen bereitete. Gott sei Dank hat sich das bis zum Ende des Jahres noch eingependelt.
Marc war einigermaßen überrascht, als ich ihm sagte, dass ich nach meiner nun mehr als 14-jährigen Arbeit mit den Straßenkindern (die inzwischen richtig Zeit kostet und die ja neben meiner normalen Tätigkeit als Pfarrer laufen muss) doch ein Stück „müde“ geworden sei und überlege, „das Ganze“ langsam auslaufen zu lassen. Wir waren uns natürlich einig, dass dies keine sinnvolle Lösung ist und die letztlich auch keiner von uns beiden will, zu-mal sie sehr bald das Ende für „Bereg“ bedeuten würde. Andererseits erweist es sich aber wesentlich schwieriger als wir gedacht hatten, einen „Mitstreiter“ zu finden, der mit viel Elan und Einsatz mir ein Stück Arbeit abholen könnte – und dies umso mehr, da Marc aus beruflichen Gründen nie mehr so einsteigen (und einmal das Projekt Straßenkinder über-nehmen) kann, wie wir beiden das geplant hatten.
Eine gute Lösung muss aber in nächster Zeit gefunden werden – und das heißt erst einmal jemand, der „handfest“ mitarbeitet – und der auf längere Sicht vielleicht sogar an meine Stelle tritt. Denn das ist uns beiden auch bei unserem diesjährigen Besuch wieder mehr als deutlich geworden, dass das „Projekt Straßenkinder St. Petersburg“ unbedingt weiter be-stehen bleiben muss, damit es „Bereg“ weiterhin gibt und noch für viele gestrandete Kinder und Jugendliche ein „sicheres Ufer“ sein kann, von dem aus sie mit unserer Unterstützung wieder neu - oder überhaupt zum erstenmal in ihrem Leben - in ein normales und gutes Leben „starten“ können.
Das hat uns Denis (einer unserer langjährigen Heimbewohner, der aber schon wieder einige Jahre „draussen“ ist und der jetzt ein ganz normales und geordnetes Leben führt) bei einem von ihm für uns organisierten Ausflug auf das Land in nur wenigen Sätzen sehr deut-lich aufgezeigt . Auf meine Frage, weshalb er das mit uns gemacht habe, sagte er schließ-lich: „Ich habe viel über die Zeit in „Bereg“ und mein Leben nachgedacht und dabei ist mir klar geworden: Wenn ich nicht das große Glück gehabt hätte, in „Bereg“ sein zu können, dann würde ich heute wohl längst nicht mehr leben – und falls doch, dann säße ich ganz sicher im Knast und mein Leben wäre total kaputt. Im Heim habe ich schließlich gelernt, mein Leben in die Hand zu nehmen und es zu gestalten – und ich habe dort auch gelernt, dass es sich lohnt, dafür zu kämpfen. Daher wollte ich mit dem heutigen Ausflug einmal „danke sagen“, dass ich jetzt ein sinnvolles und gutes Leben führen kann. Und dir möchte ich ganz besonders danken, denn du weißt besser als ich, dass es ohne deine Arbeit und deinen Einsatz in Deutschland „Bereg“ längst nicht mehr gäbe“. Marc und ich waren sprachlos – und ich mir sicher, dass meine und unsere Arbeit für und mit den Straßen-kindern auf jeden Fall weitergehen muss – und es gilt nun, die richtigen weiteren Wege dafür zu finden.
Da Marc und ich in diesem Jahr die anderen Projekte von „Perspektiven“ mal nicht besucht haben, hatten wir natürlich sehr viel Zeit für „Bereg“. Mit den Kindern haben wir verschie-dene und ausgiebige Unternehmungen gestartet und so viele Stunden mit ihnen verbracht – und sie hatten endlich und wirklich mal etwas von ihren „Vätern“ und wir natürlich auch von „unseren Kindern“. Ebenso hatten wir mal genügend Zeit und Ruhe uns mit den Mitar-beitern zu beschäftigen, auch für sie „da zu sein“ und viele anstehende Dinge zu bespre-chen. Ein wichtiger Punkt dabei waren unsere Überlegungen, wie und wo wir ein neues Domizil für das Heim finden können - und ob es gelingt, Räume zu finden, die uns kostenlos zur Verfügung gestellt werden, was eine wesentliche finanzielle Erleichterung wäre. Die viele gemeinsame Zeit hat den „Familienbanden“ mal wieder richtig gut getan.
Wie immer nahm die Erstellung des Finanzierungsplanes für das Jahr 2008 einen breiten Raum ein, zumal viel gerechnet werden musste, um das Erforderliche und das Machbare in Einklang zu bringen. Bei einem Gesamtvolumen von 71.340, -- € muss „Bereg“ einen Eigen-anteil in Höhe von 14.268, -- € als Sachwerte aufbringen (denn Barspenden sind in Rußland so gut wie nicht zu bekommen), sodass durch mich noch 57.072, -- € zu finanzieren sind.
Ich weiß sehr wohl, dass dies nur mit der großartigen Hilfe vieler Spender zu erreichen ist, von Menschen, die mit uns, mit den Kindern und Mitarbeitern gehen und die so mithelfen, dass junge Menschen nicht in der „Gosse krepieren“, sondern die Chance bekommen, „das Leben anzupacken und lernen es zu meistern“. Daher gilt der Dank von Denis Ihnen allen - und damit verbinden Marc und ich, sowie die Kinder und Mitarbeiter von „Bereg“ unseren Dank an Sie, da Sie letztlich für unsere Kinder und Jugendlichen „Das Ufer“ sind!

Michael Schaefer
Straßenkinder – St. Petersburg
levo – Bank - Lebach Weitere Informationen:
Kto. 50540200 - BLZ 59393000 www.schaefer-lebach.de